© Habich
© Habich

KOOPERATIONEN, KOLLABORATIONEN, KOLLEKTIVE - KUNST ALS KOLLEKTIVE ANGELEGENHEIT

Zweckgemeinschaften, Genossenschaften und Künstlergruppen. Die Idee des kollektiven Kunst Schaffens war und ist meist eng an sozialistische bzw. alternative Gesellschaftskonzepte geknüpft. Das Ziel vieler Kollektive kann als Versuch einer Art Lebensreform verstanden werden, als Veränderung aller Aspekte des sozialen Lebens durch die Kunst. Ob zu Zeiten der russischen Revolution zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zu Zeiten der bürgerlichen Revolution um 1968 oder aber auch in gegenwärtigen Kunstpraxen, die avantgardistischen Utopien und pragmatischen Lebensentwürfe kunstschaffender Kollektive waren und sind für Gesellschaften prägend.

Die LV befasst sich mit Strategien des Kollektivs in und um die Kunst herum. Auf welche Bündnisse und Zweckgemeinschaften lassen wir uns ein? Und wozu? Wo fängt das Kollektiv an, wo hört das Individuum auf? Wir möchten in sowohl praktischer als auch theoretischer Weise Konzepte des Kollektivs und des gemeinsam geschaffenen Werks befragen. Ein Fokus wird hier auf kollektive und individualistische Ansätze in den verschiedenen Milieus „Stadt und Land“ gesetzt.
Die Auseinandersetzung mündet im Besuch der documenta 15 in Kassel im SoSe 2022, welche vom indonesischen Künstler*innenkollektiv ruangrupa kuratiert wird. Ihr Konzept basiert auf den Werten und Ideen von lumbung, der indonesische Begriff für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune. Als künstlerisches und ökonomisches Modell fußt lumbung auf Grundsätzen wie Kollektivität, gemeinschaftlichem Ressourcenaufbau und gerechter Verteilung und verwirklicht sich in allen Bereichen der Zusammenarbeit und Ausstellungskonzeption.

*: Produktivistenmanifest von Alexander Rodschenko und Warwara Stepanowa, in https://www.kunstforum.de/artikel/von-der-utopie-einer-kollektiven-kunst/#